WELEDA HealthCare AG

Schwarzes Bilsenkraut

Hyoscyamus niger L.

Botanische Familie
Solanaceae, Nachtschattengewächse

Vorkommen
Das Bilsenkraut wächst auf lockeren Böden, an Wegrändern, kann aber auch auf Schuttplätzen angetroffen werden.

Beschreibung
Das zweijährige Bilsenkraut aus der Familie der Nachtschattengewächse ist eine unverkennbare Pflanze. Einfach oder verzweigt kann sie bis zu einem Meter hoch werden. Buchtig gezähnte Blätter mit deutlicher Nervatur entspringen in stetigem Rhythmus dem haarigen Stängel der klebrigen Pflanze. Unregelmäßig angeordnete Drüsenhaare säumen das Blattwerk und verströmen einen unangenehmen Geruch, gleich einem regennassem Hund. Die mal nach links und mal nach rechts zeigenden, fast sitzenden Blüten stehen auf dem Stängel in abwechselnder Folge mit den Blättern. Die schmutzig gelben, trichterförmigen Blüten sind durchzogen von violett-schwarzen Äderchen, die sich zum Grund des Blütentrichters hin verdichten und den Betrachter in ein schwarzes Loch blicken lassen.

Verwendete Pflanzenteile
blühendes Kraut (herba).

Inhaltsstoffe
Tropanalkaloide: Hyoscyamin und Scopolamin

Wirkung
„In allen Dingen ist ein Gift, und es ist nichts ohne ein Gift. Es hängt allein von der Dosis ab, ob ein Gift ein Gift ist oder nicht.“ Getreu Paracelsus`Aussage richten sich auch die Angaben über die Wirkung des Bilsenkrauts nach der richtigen Dosierung. Es sollte daher auf keinen Fall von Laien zur Selbstmedikation gesammelt und verarbeitet werden, da Vergiftungsgefahr besteht.
Pharmazeutisch aufbereitete Darreichungen sind aber in der Hand des Arztes bewährte Arzneimittel bei verschiedenen Erkrankungen wie Unruhe- und Erregungszuständen, Schlafstörungen, spastischen Schmerzen und Verkrampfung der Atemwege, sowie bei Erschöpfung.

Historisches
Die berauschende Wirkung des Bilsenkrauts war nicht lange unbekannt. Schließlich reichten schon kleine Mengen aus, um beim Menschen Halluzinationen, Wahnvorstellungen und nicht selten sogar den Tod auszulösen. Zudem kommt noch das finstere, mystische Aussehen gepaart mit dem penetranten Geruch, das die Giftwirkung ebenfalls erahnen lässt. Spätestens seit dem in Shakespeares „Hamlet“ der König mit dem Bilsenkraut vergiftet wurde, weiß ein jeder um dessen Macht. 
Im Mittelalter wussten Frauen um die schmerzstillende, krampflösende Wirkung des Krautes, was ihnen bald den Ruf als Hexe einbrachte. Einfacher hatte es da Leclerc (französischer Arzt, 1870 – 1955), der sich ausgiebig mit Hyoscyamus beschäftigte. Er empfahl es bei Krankheitszuständen wie Parkinson, Spasmen des Verdauungstraktes oder zur Behandlung von Geisteskrankheiten. Ebenso beschreibt Madaus die positive Wirkung des Bilsenkrauts in diesen Anwendungsgebieten und zusätzlich als homöopathische Darreichung bei Reiz- und Krampfhusten.

Gut zu wissen
Bevor im Jahre 1516 das Reinheitsgebot, demzufolge Bier nur noch aus Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser zu bestehen habe, von Wilhelm IV., Herzog in Bayern, erlassen wurde, wurde Bier mit allerlei Kräutern „verfeinert“. Unter anderem wurde dem Bier Bilsenkraut beigemengt, um die berauschende Wirkung noch zu verstärken.

Bilsenkraut in der anthroposophischen Medizin
Das Erscheinungsbild des Bilsenkrauts verrät dem Betrachter gleich sein Wesen: Es wächst trotzig, fast provozierend wo es will, widerspenstig nur lässt es sich kultivieren. Ganz gelassen schiebt es ein Blatt nach dem anderen hervor, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, steht es da mit seinem üppigen Blattwerk und von stattlicher Größe, in der prallen Sonne auf sandigem Boden. Diese Wirkung hat es auch auf den Menschen: Es wirkt entkrampfend und löst Anspannungen und Erregungszustände, hilft dem Menschen sich seiner selbst wieder bewusst zu werden. 
Und rückt man dem Bilsenkraut ein bisschen näher, sieht man den verwobenen Aufbau von Blatt und Blüte. Rhythmisch wechseln Blatt und Blüte, wie es im Pflanzenreich nur selten zu beobachten ist. Die Blüten nicken nach rechts und nach links – durch nichts aus diesem stetigen Takt zu bringen. So wirkt das Bilsenkraut positiv auf den Rhythmus des Herzens. Es stärkt das Herz in seiner Funktion und unterstützt besonders die Diastole, die Entspannungsphase des Herzens.

Bilsenkraut bei Weleda
Hyoscyamus niger wird im Weleda Heilpflanzengarten angebaut, der nach den Richtlinien der biologisch-dynamischen Landwirtschaft bewirtschaftet wird. In der Tinkturenherstellung wird Hyoscyamus niger direkt nach der Ernte pharmazeutisch aufbereitet.