WELEDA HealthCare AG

Echte Kamille

Matricaria recutita L.

Botanische Familie  Asteraceae, Korbblütengewächse

Vorkommen
Die zweijährige Kamille zählt zur Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae) und kommt fast in ganz Europa auf Äckern und an Wegrändern vor; sie hat wenige Ansprüche an ihren Standort und ist heute trotzdem nur mehr selten in der Natur anzutreffen, da sie als „Unkraut“ auf Äckern und Getreidefeldern stark bekämpft wird.

Beschreibung
Aus den im Spätsommer entstandenen, sehr kleinen Samen von höchstens 1 mm Durchmesser wächst im Herbst die zarte Blattrosette. Nach dem Winter treibt aus dieser Blattrosette der erste Spross, aus dem sich die vielen lang gestielten Blütenköpfchen und das feingefiederte Blattwerk entwickeln. Die unbehaarte stark aromatische Kamille kann eine Höhe bis 40 cm erreichen. Ihre zwei- bis dreifach gefiederten Blätter laufen in eine dünne lineare Spitze aus. Die ca. 2 cm großen Blüten, die aus weißen Zungenblüten und gelben Röhrenblüten bestehen, ragen einzeln an langen Stielen zur Sonne. Ein besonderes Merkmal der Echten Kamille ist der hohle Blütenboden. Im Längsschnitt sieht es aus als würde die Kamille einen Tropfen aus Luft einschließen.

Verwendete Pflanzenteile
Wurzel (radix), Blüte (flos.), blühendes Kraut (herba).

Inhaltsstoffe
0,3 – 1,4 % ätherisches Öl mit Chamazulen und Bisabolol, bis zu 10 % Schleimstoffe, Flavonoide und Cumarine

Wirkung
Innerlich angewendet wirkt die Kamille reizmildernd und antibakteriell, außerdem hemmt sie Entzündungen und löst Krämpfe im Magen-Darm-System. Bei Verletzungen von Haut und Schleimhaut fördert die Kamille die Wundheilung.

Volksmedizinische Verwendung
Die Kamille ist eine der ältesten und beliebtesten Heilpflanzen. Im alten Ägypten galt die Kamille wegen ihren Heilkräften sogar als heilig und wurde wegen ihre gelben Blütenbodens und den strahlenförmigen, weißen Zungenblüten dem Sonnengott Re zugeordnet. Seit jeher wird sie bei Frauenleiden (mater = Mutter, daher der wissenschaftliche Name Matricaria), Fieber, Magenbeschwerden, allen möglichen Entzündungen und Wunden eingesetzt.

Gut zu wissen
Das ätherische Öl der Kamille aufgrund des Chamazulen dunkelblau, nicht wie andere ätherische Öle hellgelb.

Kamille in der anthroposophischen Medizin
Das Hauptanbaugebiet der Kamille liegt in Ägypten, Argentinien und Chile. Der Anbau der Kamille hat sich in den heiß-trockenen Gefilden dieser Länder bewährt, so dass der Weltmarkt jährlich mit mehreren tausend Tonnen Droge aus diesen drei Ländern gespeist wird. Die Kamille ist sehr gut an diese trockenen Klimagebiete angepasst und kann daher in steppenartigen Gegenden gedeihen. Betrachtet man den Blattquerschnitt eines Kamillenblattes, fallen die nach unten zusammengerollten Blattränder auf. Die einzelnen Blätter wirken verhärtet und weisen ähnliche morphologische Charakteristika wie Salzpflanzen auf. Im totalen Gegensatz dazu stehen die zart-feine Gliederung der Blätter und die duftenden, aromatischen Blüten. Die Kamille vereint in sich das Sal-, Sulfur- und Merkur-Prinzip. Durch das Merkur-Prinzip kann sie die Derbheit des einzelnen Blattes (Sal-Prinzip) überwinden und diesem dicklichen Blatt durch eine luftige Fiederung Leichtigkeit verleichen, gekrönt von zarten, duftenden Blüten (Sulfur-Prinzip). Durch die starken Überwindungskräfte hilft die Kamillenpflanze bei Entzündungen der Haut und Schleimhäute und wirkt heilungsfördern bei Wunden. 
Die Wurzel wirkt ordnend auf das Sinnes-Nerven-System und stellt das Gleichgewicht zum unteren vegetativen Pol und somit im gesamten Organismus wieder her. 
Das Kamillenkraut wirkt bei Fieberzuständen, funktionellen und entzündlichen Erkrankungen der Verdauungsorgane wie z. B. bei mangelnder Motilität und Sekretion, Neigung zu Blähungen und Spasmen, auch bei Zahnbildungsbeschwerden und Schlafstörungen bei Kindern. Die Wurzel wird ebenfalls bei Magen-Darm- und Gallenbeschwerden sowie Zahnungsbeschwerden eingesetzt und zusätzlich noch bei stoffwechselbezogenen, migräneartigen Kopfschmerzen angewendet. Des Weiteren kommt sie bei Blutdrucklabilität und Gesichtsneuralgien zum Einsatz.

Kamille bei Weleda
„Wenn die Kamille ihr gelbes Bäuchlein zum Himmel streckt und ein weißes Röcklein trägt, dann ist sie bereit zur Ernte.“
Dieses alte Sprichwort weist auf den optimalen Erntezeitpunkt der Kamille hin. Am besten sammelt man die Blütenköpfchen wenige Tage nach dem Aufblühen, da die Blüte in ihrer vollen Kraft die meisten Wirkstoffe enthält. Dies findet meist im Juni statt. Die Wurzel wird im Herbst geerntet, wenn sich die Kräfte der Pflanze in die Wurzel zurückgezogen haben um dort den Winter zu verweilen. Die Kamille wird im Weleda Heilpflanzengarten, der nach den Richtlininen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft bewirtschaftet wird, in Wetzgau angepflanzt. Die Tinkturenherstellung befindet sich nur wenige Meter weiter auf dem Gelände, wo die Kamille direkt nach der Ernte verarbeitet wird.